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Michael Schürch informiert über die Instandsetzung nach den Unwettern im August 2024

Lieber Michael

Herzlichen Dank, dass du uns ein kurzes Interview gibst zu den Instandsetzungs-Arbeiten  der Strecke-Meiringen-Interlaken und die Auswirkungen des langen Streckenunterbruchs anlässlich des grossen Unwetters im August 2024, welches die Geleise rund um Brienz verschüttet hatten.

Vorab herzliche Gratulation zur 4-Sterne-Auszeichnung EFQM «Recognized by Excellence». Vom 12.-14. August wurde die Zentralbahn einem EFQM Assessment unterzogen, bei dem sie 4 von 5 möglichen Punkte erreichte. So kommt die Zentralbahn der Vision «Die Zentralbahn – die Eisenbahnperle der Schweiz.» Schritt für Schritt näher.

Das Jahr 2024 war aufgrund der starken Unwetter und den damit verbundenen Schäden sicherlich kein einfaches Jahr. Die touristisch sehr beliebte und attraktive Strecke Luzern–Interlaken war vom 12. August bis 24. November zwischen Meiringen und Interlaken infolge der Unwetterschäden gesperrt. Es galt, umgehend mit den Reparatur-Arbeiten zu starten und schnellstmöglich das Streckennetz wieder freizugeben. Es verkehrten Ersatzbusse für diese Strecke.

Inwiefern halfen die bereits getätigten Prozessoptimierungen in dieser schwierigen Phase?

SCM: Das Unwetter vom 12. August 2024 hat unsere Strecke Meiringen–Interlaken Ost stark getroffen: Auf einer Länge von rund 1,5 Kilometern wurde die Bahninfrastruktur teilweise komplett zerstört. Die Schäden, insbesondere im Brienztunnel, stellten enorme Herausforderungen dar. Um eine solche Herausforderung zu meistern waren einerseits eingespielte Prozesse, andererseits auch flexible Mitarbeitende, unterstützende Partner und Behörden, die mit ausserordentlichem Einsatz zur Verfügung standen, essenziell.

Wir lernen täglich dazu und versuchen, Verbesserungsmöglichkeiten in die Prozesse zu integrieren, um unserer Vision näher zu kommen. So auch bei diesem ausserordentlichen Unwetter. Das EFQM-Modell hilft uns, mit einer ganzheitlichen Sicht auf das Unternehmen Handlungsfelder zu identifizieren und Massnahmen umzusetzen.

Die Touristen buchen in der Regel für diese schöne Panorama-Zugstrecke Sitzplätze oder gönnen sich auch Tickets in der 1. Klasse. Gruppenreservationen laufen direkt über die Zentralbahn, für das Handling der Sitzplatz-Reservation der Individualtouristen arbeitet die ZB eng mit dem online-Marktplatz von Luzern Tourismus zusammen. Die Kunden forderten Entschädigungen für die Sitzplatzreservationen und 1. Klasse-Tickets, da die halbe Strecke im Bus zurückgelegt werden musste. Wir können uns vorstellen, dass dieser zusätzliche Arbeitsaufwand ein gewaltiger Kraftakt war für deine Mitarbeitenden.

Wie konnte die ZB den zusätzlichen Mehraufwand seitens Personal stemmen?

SCM: Dieser zusätzliche Mehraufwand wäre ohne die eindrückliche Zusammenarbeit und das Engagement vieler nicht möglich gewesen. Neben unseren Mitarbeitenden waren täglich über 30 Bauarbeitende im Einsatz, unterstützt von Mitarbeitenden in Nachtschichten und flexiblen Lieferanten. Eine logistische Meisterleistung war auch der Bahnersatzverkehr mit 14 Bussen und 26 Chauffeurinnen und Chauffeuren, die täglich rund 3 000 Kilometer zurücklegten.

Die Geduld der Gäste wurde zusätzlich strapaziert durch die Planänderungen und Verzögerungen.

Wie konntet ihr die Kundenzufriedenheit sicherstellen?

SCM: Bei Unwetterereignissen ist das Verständnis der Kundschaft gross. Wir haben zeitnah Kommunikationsmassnahmen auf allen möglichen Kommunikationskanälen ergriffen. So haben wir zum Beispiel die internationalen Gruppengäste direkt über unsere Verkaufsrepräsentanten in den entsprechenden Ländern informiert. An den Bahnhöfen Luzern und Interlaken Ost sowie in den Zügen machten wir unsere Kundinnen und Kunden mit Hinweisen aufmerksam, zudem waren Kundenlenkerinnen und Kundenlenker im Einsatz. Es war uns wichtig, Verbesserungsmöglichkeiten laufend umzusetzen. So haben wir die Kundenlenkung sukzessive verbessert.

Kannst du den finanziellen Schaden beziffern, der die Zentralbahn durch das Unwetter erlitten hat?

SCM: Der Aufwand beläuft sich gemäss aktueller Prognose auf rund 6 MCHF Infrastrukturkosten und weitere rund 6 MCHF für Bahnersatzverkehr, Kundenlenkerleistungen und Ertragsausfälle. Letztgenannte Kosten sind voraussichtlich versichert.

Nun ist die Strecke Luzern–Interlaken wieder durchgehend befahrbar – sicherlich eine grosse Erleichterung und Genugtuung, dass die Linie wieder termingerecht geöffnet werden konnte.

Im nächsten Jahr darf die Zentralbahn ihr 20jähriges Jubiläum feiern – was werden die Highlights sein?

SCM: Die Zentralbahn ist erwachsen geworden und hat in den letzten 20 Jahren eine unglaubliche, aber wahre Geschichte mit sehr erfreulichen Entwicklungen in verschiedenen Bereichen geschrieben. Das feiern wir. Intern starten wir Mitte Januar 2025 mit der offiziellen Eröffnung des Jubiläumsjahres. Die Bevölkerung laden wir am 14. Juni 2025 in Meiringen und am 6. September 2025 in Stansstad zum Begegnungstag ein.

Im Oktober 2025 dürfen wir anlässlich eures Jubiläums hinter die Kulissen der Zentralbahn schauen und einen gemeinsamen TFL-Anlass organisieren. Wir freuen uns jetzt Informationen aus erster Hand zu erhalten. Wir wünschen dir und dem ganzen Team der Zentralbahn besinnliche Feiertage, einen schwungvollen Rutsch ins Jubiläums-Jahr 2025.

Wir danken Michael Schürch, CEO der Zentralbahn und TFL-Platinum-Mitglied ganz herzlich für dieses Interview.

Bilder nach dem Unwetter: